Wir trauern um unsere ehemalige Kollegin und Lehrerin Frau Marlene Schindler


An unserer Schule habe ich sie als eingefleischte Theaterexpertin kennengelernt, wobei es ihr Shakespeare mehr als nur angetan hatte. Für viele Schüler wurde es nur durch sie möglich, in sich selbst völlig neue Talente zu entdecken oder beim Schauspielen immens über sich hinauszuwachsen. Jeder fühlte, da war Leidenschaft am Werk. Diese zog viele Menschen in ihren Bann. Darüber hinaus sprach sie oft davon, dass man für sein Fach brennen müsse. Auch hierin konnte man viel von ihr lernen. Für manche Kollegen war sie ein Mensch, den man immer um Rat fragen konnte und der dabei nie untätig blieb. So habe auch ich sie als Kollegin erlebt.

Aber glücklicherweise gab es in meinem Leben auch eine private Marlene. Ihre Eierkuchen waren so legendär wie ihr Musiksachverstand. Mit besonderen Rosenarten kannte sie sich besonders gut aus. Für unsere Mina war sie die Oma Lene, für Marco ein wichtiger Gesprächspartner in Sachen Musik und für mich eine Freundin, deren Witz und Schlagfertigkeit ich überaus zu schätzen wusste.Unsere Gespräche werden mir fehlen. Es wird mir auch fehlen, Marlene dabei zu beobachten, wie sie im von Touristen überlaufenen London energisch ihren Schirm in die Höhe schnellen lässt, um den Schülern den Weg durch die Großstadt zu bahnen.Meine Worte können ihrem Wesen nicht gerecht werden. Ich halte sie hoch in meiner Erinnerung.

Anke

Wenn ich die Menschen, die seit meiner Ankunft in Hoyerswerda den größten Einfluss auf mich hatten, an einer Hand abzählen würde, wäre Marlene ganz sicher eine von ihnen. Über viele Jahre hatte ich viel über ihre berühmten Shakespeare-Inszenierungen gehört, und ich war begeistert – wenn auch ein wenig nervös – als ich nach ihrem Ruhestand die Verantwortung für die Theatergruppe übernahm. Mein einziges Bedauern ist, dass ich Marlene erst kurz vor ihrer Pensionierung richtig kennenlernen durfte. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit ihr als Kollegin verbringen können.

Doch auch nach ihrem Ruhestand war sie weiterhin ein fester Bestandteil des Schullebens. An den Wochenenden kam sie noch in die Schule, um gemeinsam mit mir an den nächsten beiden Stücken zu arbeiten, und das war eine großartige Erfahrung. Im Frühling und Sommer lud Marlene uns ein, in ihrem Garten zu proben – etwas, das bereits Tradition war. Sie bereitete ihren berühmten Nudelsalat zu und sorgte dafür, dass wir alle gut versorgt waren.

Ich werde mich immer an ihren Humor und ihr herzliches, markantes Lachen erinnern. Sie hatte die besondere Fähigkeit, einen Raum allein durch ihr Hereinkommen aufzuhellen. Sie wird immer liebevoll als Marlene in Erinnerung bleiben, doch für diejenigen von uns, die das Vergnügen hatten, mit ihr auf der Bühne zu arbeiten, ist sie für immer Mama Theater.

Philip

Marlene Schindler mit "ihrem" Shakespeare

Rubrik: Berichte & Rückblicke

Veröffentlicht: am 18.12.2025