Lustig, engagiert und motiviert – Kennt ihr schon Herrn Ulrich?

Zum Schuljahresanfang haben wir einen neuen, coolen Lehrer bekommen: Steven Ulrich. Er ist 33 Jahre alt und wohnt in der näheren Umgebung (wobei er uns den genauen Wohnort nicht verraten wollte). Wir haben die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar Fragen zu stellen. Seid gespannt!

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Warum haben Sie sich für unsere Schule entschieden?
Ich bin Christ, von daher sind mir christliche Schulen sympathisch. Ich habe vorher in Brandenburg gearbeitet. Da geht die Grundschule bis zur sechsten Klasse. Ich mochte schon immer die älteren Jahrgänge in der Grundschule. An unserer Schule ist es die Mischung, die ich ganz cool finde. Außerdem hat mich das AG-Angebot und der Fremdsprachenbereich überzeugt. Ich merke, dass sich die Schule sehr bemüht und nicht nur ihr Programm durchzieht. Hier wird geschaut: Wie kann man Schule besser machen? Genau das hat mich gereizt.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE:Sie sind ja nun schon ein paar Wochen bei uns. Gefällt Ihnen, was Sie bisher von unserer Schule gesehen haben?
Ich muss gestehen, dass ich anfangs ein wenig eingeschüchtert war. Ich finde, dass gerade die Jugendlichen ab Klasse 7 älter aussehen als sie sind. Aber nach allem, was ich bisher erlebt habe, bereitet mir die Arbeit mit den Klassen großen Spaß. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass ich von den Kollegen so warm empfangen wurde. Sie sind alle sehr nett zu mir. Als wertschätzend empfand ich den Gottesdienst am Schuljahresanfang, als wir neuen Kollegen eingesegnet wurden.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Die Gottesdienste sind ja Tradition am Johanneum…
Ich finde es gut, dass traditionsbewusste Gottesdienste gestaltet werden. Nicht zuletzt ist das auch Teil unserer Kultur. Mein Wunsch für die Zukunft – aber da fasse ich mir auch an die eigene Nase – wären zusätzlich noch ein paar moderne Gottesdienste. Bei einer Schule, die auf Modernität setzt, können ruhig auch die Gottesdienste ein wenig moderner sein. Dazu gehört für mich, dass kein Talar getragen wird, dass es Musik gibt, die die Kids anspricht und dass die Predigten so mitreißend sind, dass man ihnen gerne zuhört. An meiner alten Schule gab es schülergerechte Pflichtandachten. Vielleicht kann man zumindest die Andachten stärken, die am Dienstagmorgen stattfinden. Ich würde mir wünschen, dass unsere Schüler dort einfach mal hingehen und dadurch vielleicht einen anderen Blick auf uns Christen bekommen.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Sie unterrichten bei uns die Fächer Deutsch und Kunst. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
(lacht) Ich kann nichts anderes! Ich liebe Deutsch, weil die Kinder hier kreatives Schreiben üben können. Ab Klasse 9 mag ich die Bearbeitung dramatischer Texte. Das ist total mein Ding. Außerdem unterrichte ich gern Erörterung, weil sie so zeitbezogen ist und spätestens wenn die Schüler Bewerbungen schreiben, sehen sie, wofür man all das, was sie bisher gelernt haben, braucht.
Kunst mag ich genauso gern wie Deutsch. Aber bei Kunst reizt mich eher die Vielfältigkeit. Das Fach macht in allen Klassen Spaß, weil man eben nicht nur malt oder zeichnet. Wir bauen, filmen und so weiter. Es müsste viel mehr Kunst- und Musikunterricht geben. Es ist schade, dass es nur eine Stunde davon pro Woche gibt.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Weil wir gerade über Kunst gesprochen haben. Sind Sie denn selbst künstlerisch tätig?
Aber ja. Ich arbeite seit über 15 Jahren im Bereich Film und Theater. Das waren so eher Hobby- und Schulprojekte im kleinen und großen Rahmen, mit denen ich erst letztes Jahr aufgehört habe. In meiner Freizeit male ich und zeichne Comics. So habe ich beispielsweise vor Kurzem ein Sammelkartenspiel mit Comicbildern erfunden. Das Comiczeichnen beschäftigt mich im Übrigen schon seit meiner Jugendzeit. Ich schreibe aber auch: Seit letztem Jahr arbeite ich an einer Romanreihe, einem Fantasyroman über Rassismus, und an anderen Jugendbuch-Projekten. Veröffentlicht ist noch nichts. Ich genieße den Reiz, den Roman in Ruhe ausarbeiten zu können.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Wenn Sie so künstlerisch begabt sind, spielen Sie doch sicherlich auch ein Instrument?
(lacht) Ich wollte schon immer Instrumente spielen, da ich eine große Leidenschaft für Musik habe. Leider bin ich komplett talentfrei. In der vierten, fünften Klasse wollte ich lernen, wie man Gitarre spielt. Meine Mutter dachte aber, dass ich sowieso nicht regelmäßig üben würde und so hab‘ ich es sein lassen. Erst als ich Lehrer wurde, hat mir ein Kollege gesagt, dass es gut wäre, Gitarre zu können, weil man damit im Unterricht improvisieren kann. Also habe ich mir selbst das Gitarrespielen beigebracht. Bisher reicht es, um sie im Unterricht einzusetzen und es macht mir Spaß zu spielen. Irgendwann hatte ich mal die Idee, Mundharmonika zu lernen. Aber dann merkte ich, dass man dazu nicht singen kann und da habe ich es gelassen.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Leiten Sie eine AG oder können Sie sich vorstellen, eine AG zu leiten?
Ich habe sehr viele Deutschklassen und möchte mich momentan auf meinen Unterricht konzentrieren. An meiner alten Schule habe ich eine Film- und Theater-AG geleitet. So etwas gibt es ja hier schon in Form der „English Drama Group“. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, später eine AG zu leiten. Vielleicht für Schüler, die viel schreiben wollen und wissen möchten, wie man Autor wird. Prinzipiell bin ich für alles Kreative offen, aber in diesem Jahr bin ich froh darüber, mich voll auf den Unterricht fokussieren zu können.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Wir haben noch ein paar private Fragen an Sie: Haben Sie ein Haustier oder sogar mehrere?
Nein, ich finde Tiere wundervoll, aber nicht als eigene. Ich kann zum Beispiel Hunde gar nicht leiden. Ihr müsst wissen, ich komme vom Dorf und früher gab es an jeder Straßenecke einen Hund, der einen angebellt oder durchs Dorf gejagt hat. Außerdem muss ich gestehen, dass ich keine Zeit für Haustierehabe. Und meine beiden Lieblingstiere eignen sich sowieso nicht als Haustiere, denn ich mag Bären und Tiger.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE:Haben Sie Kinder?
Ich mag Kinder unheimlich, habe aber keine eigenen. Lediglich einen Patensohn, den ich sehr lieb habe. Ihr Kids seid super. Ich kann prinzipiell mit jüngeren Kindern besser umgehen als mit Teenies. Ich denke, ich habe ein gutes Gespür für Kinder, ab Klasse 3 und aufwärts. Grundschullehrer wollte ich aber nie werden.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Haben Sie noch andere Hobbys außer der Betreuung Ihres Patensohns?
Mit meinem Patensohn, der in Brandenburg wohnt, verbringe ich in der Tat sehr viel Zeit. Ansonsten schaue ich mir sehr gerne gute Filme an und fahre auch oft Fahrrad. Außerdem genieße ich gutes Essen, vor allem Sushi und als Dessert frisch gemachten Pudding. Wer mir eine Freude machen möchte, der sollte mir Kakao servieren. Ich liebe Kakao!

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Zum Abschluss würden wir mit Ihnen gern auf Ihre eigene Schulzeit zurückblicken. Waren Sie früher gut in der Schule?
In der Grundschule habe ich Einsen und Zweien erhalten, ohne was dafür machen zu müssen. Da flog mir alles zu. Als ich aufs Gymnasium kam, musste ich lernen, dass ich mich anstrengen muss – denn: Schule ist wichtig. Ich rutschte mit meinen Noten ab und habe nach und nach festgestellt, was ich kann und was nicht. In Mathe zum Beispiel habe ich irgendwann gar kein Land mehr gesehen. Deutsch hingegen hat mir Spaß gemacht. Ich sehe mich als Künstler und war schon im Schulalter ein Geschichtenerzähler, weil ich mich gut in Storys hineindenken konnte. Ich muss auch sagen, dass ich eine coole Deutschlehrerin hatte. Ihr müsst wissen, ich war mega schüchtern als Jugendlicher, vor allem, wenn ich Vorträge halten sollte. Ich stand mit Piepsstimme vorn und war schweißgebadet. Meine Deutschlehrerin hat mich aber immer ermutigt und mittlerweile verspüre ich fast gar keine Aufregung mehr, wenn ich vor Menschen reden muss.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Und wurden Sie von dieser Deutschlehrerin dazu angeregt, selbst Lehrer zu werden?
Das nicht. Ich wollte immer Regisseur werden. Mein Nachbar besaß eine Videokassette von „Tabaluga“. Da gibt es eine Szene, in der Rufus Beck aus der Mülltonne herauskommt und eine unglaublich mystische Stimmung erzeugt. Das war der Moment, als ich Schauspieler werden wollte. Bis ich gemerkt habe, dass Schauspieler nicht schreiben. Also war der Berufswunsch Regisseur geboren.
Später kam ich durch meine Filmarbeit mit Schule in Berührung und sollte Filmschnitt in einer zehnten Klasse erklären. Da ging mir auf, dass Lehrersein vielleicht doch nicht so verkehrt ist. Tja, und heute sitze ich hier und beantworte eure Fragen.

SCHÜLERZEITUNG ONLINE: Vielen lieben Dank Herr Ulrich für das Interview. Es hat uns großen Spaß gemacht, dass Sie uns so offen die Fragen beantwortet haben.

Rubrik: Schülerzeitung ONLINE

Veröffentlicht: am 03.10.2022

Autor: Interviewer: Luisa Sengbusch (6c), Cecilia Wersch (6c). Text: Beatrice Liebig

Bildnachweis: Vielen Dank an Frau Liebig für die Fotos.