Vom Johanneum in die Teilchenphysik – und zurück ins Johanneum

"Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält." Nicht nur der Wissenschaftler Faust aus Johann Wolfgang Goethes gleichnamigem Drama möchte verstehen, woraus die Welt beschaffen ist. Auch die ehemalige Schülerin des Johanneums, Sophie Kollatzsch, wird von dieser Idee angetrieben. Sie war am 23. November 2022 zu Gast an ihrer alten Schule, um in der Aula des Johanneums ein Johannesforum anzubieten.

Sophie lernte in den Jahren 2009 bis 2017 am Johanneum und baute dabei eine ganz besondere Beziehung zu Physik auf: "Während der Schulzeit verliebte ich mich in das Fach", sagt die heute 23-Jährige. Sie nahm daher in den Klassen 7 bis 10 regelmäßig an der Sächsischen und in der Oberstufe sogar an der Internationalen Physikolympiade teil: "Mir ging es darum, zu knobeln und Eigeninitiative zu zeigen. Ich wollte mir selbst etwas beibringen. Außerdem waren die dort gestellten Aufgaben anspruchsvoller als das, was in der Schule von uns verlangt wurde."

Als sie schließlich in den Klassen 11 und 12 den Leistungskurs Physik belegte, besuchte sie fünf Mal "Physik am Samstag", ein Angebot der TU Dresden. Herr Wiesenberg, ihr Lehrer im Leistungskurs, erinnert sich während des Johannesforums: "Sophie stand immer pünktlich am Bahnhof, um nicht den Zug um 7:33 Uhr zu verpassen."

Letztlich stand für die ehemalige Schülerin bereits zeitig fest, dass sie Physik studieren wird: "Ich habe schon in der siebten Klasse gegoogelt, was man mit dem Fach machen kann. Ich wollte unbedingt mehr verstehen als nur das Schulwissen. Es ging mir eher um persönliche Befriedigung und weniger um konkrete Jobziele." Sophie ist noch heute froh, dass ihre Eltern die Entscheidung, das Fach zu studieren, unterstützt haben.

Das Studium der Physik an der TU Dresden beendete Sophie erst in diesem Jahr. Bereits während der Bachelor- und Masterarbeit gelang es ihr, Kontakte in die Schweiz zu knüpfen: "Mein damaliger Zweitgutachter arbeitet beim PSI in Villigen und ist mein heutiger Chef." Das Paul Scherrer Institut (PSI) stellte Sophie nach Abschluss ihres Studiums als Doktorandin an. Sie hat nun vier Jahre Zeit, ihre Promotion abzuschließen und zu forschen. Gerade die Teilchenphysik interessiert sie dabei besonders: "Teilchen sind die kleinsten Bestandteile von Materie. Letztlich bestehen wir alle daraus. Wenn man die Welt, das Weltall und den Urknall ergründen will, dann muss man verstehen, was die einzelnen Bausteine der Materie machen." – Womit sich der Kreis zum Goethe-Zitat vom Anfang schließt.

Das Johannesforum bietet Sophie die Möglichkeit, ihre Forschung einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Rund 25 Personen – darunter Familie, Schüler, Lehrer und Interessierte – nahmen an diesem Abend teil. Herr Kiefer begrüßte die Anwesenden und gab zu, dass er sich "im Netz der Unkenntnisse in Physik" befände, was mich schmunzeln ließ und an mein eigenes mageres Schulwissen erinnerte. Herr Wiesenberg knüpfte an die Aussagen des Schulleiters an, stellte seine ehemalige Schülerin den Anwesenden vor und überließ dann Sophie das Wort, die ihren Werdegang skizzierte und den Zuhörern aufzeigte, worüber sie am PSI aktuell forscht.

Auch wenn ich persönlich nur die Hälfte von dem verstanden habe, was sie so wunderbar authentisch auf der Bühne mithilfe einer Power Point Präsentation vorgetragen hat, nehme ich doch ganz viel Lehrreiches aus dem Abend mit: Nämlich, dass es sich lohnt, für seinen Traum zu kämpfen und ein Ziel fest im Blick zu behalten.

Von daher wirkte Sophie auch nicht betrübt, als sie in der sich an den Vortrag anschließenden Diskussionsrunde über ihre Zukunft am PSI sprach: "Ich werde weiter in der theoretischen Teilchenphysik forschen, wobei ich an immer anderen Instituten beschäftigt sein werde."

Wir wünschen der jungen Frau von Herzen alles erdenklich Gute auf ihrem weiteren Lebensweg!

Rubrik: 30 Jahre Johanneum

Veröffentlicht: am 02.11.2022

Autor: Frau Liebig

Bildnachweis: Vielen Dank an Frau Liebig für die Fotos.